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Enerige & Management > Österreich - Windbranche rechnet mit „ausbaustarken Jahren“
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
ÖSTERREICH:
Windbranche rechnet mit „ausbaustarken Jahren“
Nach einem eher mageren Ausbau heuer werden für 2025 rund 80 Anlagen mit über 400 MW erwartet. Bis 2030 ließen sich 1.150 Windräder mit 6.900 MW errichten, wenn die Bedingungen passen.
 
Mit „ausbaustarken Jahren“ rechnet Stefan Moidl, der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Windkraft (IG Windkraft). Bei der Präsentation des „Outlook 2030“ seiner Organisation am 9. April berichtete Moidl, zwar würden heuer lediglich 13 neue Windräder mit 104 MW Gesamtleistung errichtet. Für 2025 könne aber mit rund 80 Anlagen und mehr als 400 MW gerechnet werden. Auf Basis des 2021 in Kraft getretenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) haben bislang 22 Vorhaben mit rund 500 MW Förderverträge erhalten. Sie werden laut Moidl daher „in den kommenden beiden Jahren umgesetzt.“ Ihm zufolge befinden sich weitere 300 Windräder mit etwa 2.000 MW im Genehmigungsverfahren oder haben es bereits durchlaufen: „Das ist eine enorme Größe.“ In der Folge können sich ihre Eigentümer um Förderungen nach dem EAG bemühen. Die Umsetzung der Projekte würde „frühestens in zwei bis vier Jahren“ erfolgen.

Bekanntlich plant Österreich, seine Stromversorgung ab 2030 vollständig mit erneuerbaren Energien zu bewerkstelligen. Dazu muss die Ökostromproduktion um mindestens 27 Milliarden kWh pro Jahr oder etwa 50 Prozent gesteigert werden. Etwa 10 Milliarden kWh sollen auf die Windkraft entfallen, deren Erzeugung auf 17 Milliarden kWh anwachsen würde.

Laut Moidl wäre die Branche jedoch in der Lage, bis 2030 insgesamt 1.150 neue Windräder mit 6.900 MW Leistung und einer jährlichen Erzeugung von 18 Milliarden kWh zu errichten. Insgesamt könnte die Windkraft somit rund 25 Milliarden kWh bereitstellen. Wiederholt werden in dem „Outlook 2030“ ältere Berechnungen, denen zufolge es möglich wäre, auf zwei Prozent der Landesfläche Österreichs rund 5.350 Windräder mit 29.400 MW zu erbauen und damit jährlich rund 83 Milliarden kWh Strom zu produzieren. Zum Vergleich: Der derzeitige Strombedarf Österreichs liegt bei etwa 74 Milliarden kWh.

Bedingungen verbessern

Einmal mehr verlangte Moidl die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windkraft. Gefordert sind dabei insbesondere die neun österreichischen Bundesländer: Sie sollten Zonen für den Ausbau der Windkraft ausweisen und in ihrem Wirkungsbereich die Genehmigungsverfahren beschleunigen. Dazu wäre es laut Moidl notwendig, die Landesbehörden ausreichend mit Rechtskundigen und Amtssachverständigen auszustatten. Ferner gelte es, die Landesgesetze – etwa jene zur Raumordnung und zum Naturschutz – „windkraftfreundlicher“ zu gestalten.

Nötig wären laut Moidl ferner ein rascher Beschluss des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) sowie des in Aussicht stehenden Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetzes (EABG). Mit dem Entwurf des ElWG kann die Windbranche im Prinzip gut leben, erläuterte Moidl auf Anfrage der Redaktion. Kein Problem ist der vorgesehene „flexible Netzzugang“, bei dem die Einspeiseleistung von Windparks für bis zu 18 Monate auf maximal 90 Prozent der Nennleistung festgesetzt werden kann. „Das haben wir freiwillig bereits seit 2013. Jetzt würde es eben gesetzlich geregelt“, berichtete Moidl. Wenig hält Moidl dagegen vom Wunsch der Netzbetreiber, die Einspeiseleistung dauerhaft auf maximal 70 Prozent der Nennleistung zu beschränken. Sein Argument: „Windparks erzeugen Strom vor allem im Winter, wenn ein Mangel an elektrischer Energie herrscht. Da ist es sinnlos, die Einspeiseleistung der Windräder zu begrenzen.“

Als „sehr positiv“ beurteilt Moidl übrigens den Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP), dessen endgültige Version Energieministerin Leonore Gewessler am 8. April präsentiert hatte. Der Plan erleichtere den Ausbau des Übertragungsnetzes, eine wesentliche Voraussetzung für die Integration leistungsstarker Windparks in das System zur Stromversorgung Österreichs.

Windkraft am Silbersberg

Unterdessen entsteht am Silbersberg im Nordwesten des Bundeslandes Steiermark der erste Windpark Österreichs, der mit Förderungen aufgrund des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) errichtet wird. Laut Michael Hainzl, dem Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Windheimat GmbH, hat die Anlage eine Leistung von 13,8 MW und kann etwa 30 Millionen kWh Strom pro Jahr erzeugen. Die Planungsarbeiten begannen vor rund fünf Jahren. Genehmigt wurde das Vorhaben Ende 2023, Einsprüche gab es nicht. Im März begann die Windheimat mit der Errichtung der elektrischen Anlagen. Der Bau der Windräder selbst erfolgt im August und September. „Wir möchten den Park im vierten Quartal in Betrieb nehmen“, berichtete Hainzl.

Als vorteilhaft für das Projekt Silbersberg erwies sich Hainzl zufolge der Zonenplan des Landes Steiermark für Windenergievorhaben. Dieser erlaubt, Projekte grundsätzlich auch außerhalb der sogenannten „Vorrangzonen“ umzusetzen. Geplant ist, den Strom an Industriebetriebe in der Region zu verkaufen. Ein definitiver Abnehmer steht noch nicht fest. Den Strom aus ihren bestehenden Windparks, Hochpürschtling mit 18,4 MW und Stanglalm mit 29,7 MW, liefert die Windheimat an den Stahlkonzern Voestalpine.

Den „Outlook 2030“  stellt die Interessengemeinschaft Windkraft auf ihrer Internetseite zum Download bereit.
 

Klaus Fischer
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Dienstag, 09.04.2024, 14:14 Uhr

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